Folgen von Gewalt
Wenn Menschen Gewalt erleben:
Dann ist das für sie sehr schlimm.
Besonders, wenn die Gewalt
von einem Verwandten kommt.
Oft ist die Gewalt schon lange her.
Wenn du Gewalt erfahren hast.
Oder man sich nicht um dich gekümmert hat:
Dann fühlst du dich oft nicht geliebt.
Und du fühlst dich nicht beachtet.
Oder du hast Angst.
Angst, dass man dich verlässt.
Du kannst anderen Menschen schlecht vertrauen.
Vielleicht spürst du:
Irgendetwas fehlt in meinem Leben.
Aber du kannst das nicht genau sagen.
Viele Menschen fühlen sich schuldig.
Sie denken:
Etwas Schlimmes ist passiert.
Ich bin selbst daran schuld.
Diese Gefühle sind normal.
Sie bedeuten nicht:
Du bist selbst schuld.
Oder du hast etwas falsch gemacht.
Menschen reagieren verschieden auf schlimme Erfahrungen.
Vielleicht ziehst du dich zurück.
Du möchtest keinen Kontakt zu anderen haben.
Andere Menschen können dich enttäuschen.
Davor hast du Angst.
Vielleicht bist du sehr gereizt.
Oder aggressiv.
Du regst dich schnell auf.
Ohne Grund.
Vielleicht bist du selbst gewalttätig.
Wenn du Probleme hast:
Dann willst du die Probleme mit Gewalt lösen.
Eine andere Lösung fällt dir nicht ein.
Wenn Mädchen und Frauen sich hilflos fühlen:
Dann bestrafen sie sich oft selbst:
- Sie verletzen sich.
- Sie meinen, dass sie nichts wert sind.
- Sie gönnen sich nichts Schönes.
- Sie machen viele Dinge nicht mehr.
Dinge, die sie früher gerne gemacht haben.
Wenn du Erfahrungen mit Gewalt hast:
Dann kannst du dich vielleicht schlecht
auf deinen Alltag konzentrieren.
Du musst immer wieder an das Erlebte denken.
Aber du willst nicht daran denken.
Vielleicht fühlst du dich wie auf der Flucht.
Das bedeutet:
Du kannst dich nicht ausruhen.
Du kannst keine Ruhe spüren.
Das fällt dir schwer.
Manche Betroffene von Gewalt
konzentrieren sich auf ein bestimmtes Thema.
Sie wollen so das Erlebte verarbeiten.
Sie konzentrieren sich zum Beispiel auf:
- Ernährung
- Schönheit
- ein Hobby
- eine Sport-Art
Vielleicht schaust du auch viele Serien.
Oder du nimmst Drogen und Alkohol.
Du flüchtest in Schein-Welten.
Das sind unechte Welten.
Diese Welten gibt es nur in deiner Fantasie.
In denen fühlst du dich kurz wohl.
Wenn du etwas Schlimmes erlebt hast:
Dann ist die Flucht in solche Schein-Welten verständlich.
Aber diese Schein-Welten sind
ungesund und gefährlich.
Besonders für Kinder und Jugendliche ist
sexuelle Gewalt sehr schlimm.
Besonders wenn die sexuelle Gewalt
von den eigenen Eltern kommt.
Oder anderen wichtigen Menschen.
Dann können Kinder und Jugendliche
das Erlebte sehr schwer verarbeiten.
Wenn es um den Täter oder die Täterin geht:
Dann hast du vielleicht nicht nur negative Gefühle.
Das ist normal und gleichzeitig schwierig.
Der Täter oder die Täterin gehören nämlich
zur Familie.
Zum Beispiel hat dich dein Vater
früher vielleicht missbraucht.
Du hast aber gleichzeitig vielleicht
auch positive Erinnerungen an ihn.
Positive und negative Erinnerungen werden
miteinander verbunden.
Oder positive und negative Erfahrungen
liegen zeitlich nah zusammen.
Das ist sehr verwirrend.
Deine Gefühle und Gedanken sind durcheinander.
Und du fühlst dich sehr unsicher.
Du hast eine starke Verbindung zu deinen Eltern.
Oder zu anderen Familien-Mitgliedern.
Sexuelle Gewalt lehnst du aber ab.
Wenn dir jemand aus der Familie
sexuelle Gewalt antut:
Dann sind deine Gefühle total durcheinander.
Deshalb denkst du vielleicht sogar:
Das ist alles gar nicht passiert.
Das kann gar nicht alles wahr sein.
Vielen Betroffenen geht es genauso.
Auch wenn sie längst erwachsen sind.
Alles fühlt sich so schwierig an.
Deshalb brauchst du Hilfe.
Deine Gefühle und Gedanken
sind zwar durcheinander.
Deshalb bist du aber nicht gestört.
Wenn Erwachsene Gewalt gegen
Kinder und Jugendliche benutzen:
Dann sind diese Erwachsenen gestört.
Solche Erwachsenen machen dein Vertrauen kaputt.
Dein Vertrauen in die Welt und die Menschen.
Du fragst dich:
Welchem Erwachsenen kann ich
überhaupt noch trauen?
Viele Menschen verdrängen das Erlebte.
Sie wollen am liebsten alles vergessen.
Du willst vielleicht auch nicht darüber reden.
Dann musst du auch nicht mehr
über das Erlebte nachdenken.
Wenn du in der Kindheit lange Gewalt erlebt hast:
Dann denkst du vielleicht:
Das ist normal.
So behandelt zu werden:
Das kenne ich nicht anders.
Vielleicht weißt du auch:
Das hätte mir nicht passieren dürfen.
Das war falsch.
Und vielleicht möchtest du
den Täter nicht belasten.
Du willst nicht mit dem Täter
über das Erlebte sprechen.
Du möchtest vielleicht weiter glauben:
Meine Kindheit war normal.
Wenn du Gewalt erlebt hast:
Dann sind die Folgen verschieden stark.
Das hängt davon ab:
- Wie lange hast du Gewalt erlebt?
- Wie schlimm war die Gewalt für dich?
- Welche Hilfe und Unterstützung hast du bekommen?
- Hat dich jemand getröstet?
Wenn dir jemand hilft oder dich tröstet:
Dann kannst du dich wieder sicher fühlen.
Wichtig ist:
Vielleicht suchst du dir sehr spät Hilfe.
Die Gewalt liegt zum Beispiel
schon viele Jahre zurück.
Hilfs-Angebote können dir dann trotzdem helfen.
Du kannst wieder lernen:
Ich bin ein wertvoller Mensch.